Green Box: Yamaha TENORI-ON Sequencer & Synthesizer (2007) - AMAZONA.de (2025)

Visuelles Sequencer-Kunstwerk

20. März 2021

Vorwort

Das TENORI ON dürfte mit Abstand das jüngste Produkt sein, das wir hier in die Vintage-Ecke schieben. Als es 2007 auf den Markt kam, war es nicht mehr als ein „Nice to see“, inzwischen hat das TENORI ON aber zahlreiche Fans gewinnen können. Entsprechend dünn gesät sind Gebrauchtmarktangebote und längst haben die Gebrauchtmarktpreise den einstigen Neupreis hinter sich gelassen.

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Wurde das Teil seinerzeit unterschätzt oder gab es zu Recht keinen Nachfolger von Yamaha mehr? Was meint ihr?

Na zumindest gibt es heute das TENORI-ON von Yamaha für iOS, aber ist das wirklich ein Ersatz für die geniale Haptik des Originals?

Übergabe ins Jahr 2007

Es ist eine Manie im Synthesizerbereich, ständig etwas Neues, Innovatives oder zumindest Bahnbrechendes zu erwarten. Abgesehen von der Unmöglichkeit einer permanenten synthetischen Revolution werden neue Konzepte, so dann sie denn einmal erscheinen, zunächst mit genauso viel Skepsis wie auch Begehrlichkeit beäugt. So erging es auch dem Tenori-On als vor rund zwei Jahren die ersten Meldungen über ein neuartiges elektronisches Instrument durchs Internet geisterte. Mittlerweile ist das japanische Wunderding, das in Zusammenarbeit des Media-Künstlers Toshio Iwai mit Yamaha entstand, ein serienreifes Produkt und kann in Kürze von jedem interessierten Synthieast auf seine Brauchbarkeit hin begutachtet werden. Mehr zur Entwicklung des Tenori-Ons könnt ihr übrigens in dem Interviewauf AMAZONA.de nachlesen, das ich bei der Yamaha-Promotiontour mit den Entwicklern Toshio Iwai und Yu Nishibori geführt habe.

Was genau ist das TENORI-ON?

Was ist das Tenori-On eigentlich? Einfach gesprochen ein Rompler mit Step-Sequencer in einem blinkenden Gehäuse. Naja, etwas mehr verbirgt sich schon dahinter. Aber rein technisch gesehen ist das Tenori-On doch alles andere als eine Innovation. Die Klangerzeugung ist ein 32-stimmiger ROM-Sample-Player mit 253 Presetsounds, die um drei Presets mit eigenen Samples ergänzt werden können. Für diese Presets gibt es keinerlei Edit-Funktionen. Der Sequencer arbeitet mit 16 Spuren, auf denen man jeweils ein Pattern, im Tenori-Jargon Layer genannt, programmieren kann. Diese bis zu 16 Layer ergeben einen Block, wovon wiederum bis zu 16 auf einmal erstellt werden können. Zwischen diesen Blocks kann spontan gewechselt werden, was sich auch als Song aufzeichnen lässt.
Damit ist schon mal klar, die Besonderheit des Tenori-Ons liegt weder in der Klangerzeugung noch in den Leistungsdaten. Das Neue ist vielmehr das Interface und der damit verbundene Zugang zum Sequencer. Sehen wir uns aber zum besseren Verständnis die Hardware noch kurz etwas genauer an.

Sequencer im Quadrat

Das Tenori-On ist ca. 20 x 20 cm groß und 3 cm dick. Der runde Rahmen besteht aus Magnesium und nicht wie man in der Vergangenheit öfter lesen konnte aus Plastik. Nur die rückseitigen Batteriefachklappen sind aus Kunststoff, die man allerdings beim Halten des Instrumentes immer berührt, was die Haptik ein wenig beeinträchtigt. Das Tenori-On ist kein Federgewicht, sondern hat dank des Metallrahmens und der Innereien ein schönes Gewicht von rund 700 Gramm. Ich empfand das sehr angenehm beim Halten, besser als ein papierleichtes Irgendwas. Man hat wirklich „etwas“ in der Hand.

Links und rechts am Rahmen sitzen jeweils fünf Tasten, die alle wichtigen Spielfunktionen aufrufen und die man leicht mit den Daumen bedienen kann. Genaueres dazu im unteren Abschnitt.
Am oberen Rand, links und recht des SD-Card-Schachtes, sitzen zwei 1 Watt Lautsprecher, die einen erstaunlich guten Sound von sich geben. Die maximale Lautstärke ist natürlich begrenzt, aber in ruhigen Räumen reicht es vollkommen. Andernfalls schließt man Kopfhörer an oder verbindet das Instrument über die Miniklinken-Buchse mit seiner Anlage. Für die MIDI-Anbindung gibt es nur einen atypischen Port, an dem ein Adapter angeschlossen werden muss, damit man die standardisierten MIDI-In/Out-Buchsen hat. Die Stromversorgung erfolgt über ein 12 V Netzteil, alternativ mit autonomem Batteriebetrieb (6x AA-Batterien). Die Anschlüsse sitzen alle an der Unterseite gleich neben dem – haha Wortspiel! – Tenori-On/Off-Schalter. Komplettiert wird der untere Bereich mit Display, OK/Cancel-Tasten und Jog-Rad für die Werteeingabe. Dem kleinen Display wurde ein Lupenglas spendiert, das nicht nur die Schrift ein wenig vergrößert, sondern wichtiger noch, auch für einen erweiterten Blickwinkel sorgt. Praktisch.

Im Mittelpunkt des Gerätes und damit natürlich auch des Interesses befindet sich eine Matrix aus 256 Tasten mit integrierten LEDs. Diese Tasten dienen nicht nur der Eingabe der Sequenzen, sondern auch im Zusammenspiel mit den L/R 1-5 Tasten zum Einstellen der verschiedenen Funktionen. Die Intensität der LEDs ist eher verhalten, was bewirkt, dass man lange Zeit entspannt auf dieses Feld blicken kann und die Augen dabei nicht ermüden. Gerade weiße LEDs können ungedimmt sehr anstrengend sein. Wer mal länger an einem Virus TI Polar gearbeitet hat, weiß was ich meine. Die Kehrseite ist aber, dass das Tenori-On normalem Tageslicht kaum gewachsen ist. Draußen in der Sonne oder in einem Raum mit hellem Deckenlicht sind die Anzeigen nur schwer erkennbar. Ohne direkte Beleuchtung und vor allem in dunklerer Umgebung hingegen entfaltet die „Lichtorgel“ ihre volle Pracht. Und damit auch andere Leute etwas davon haben, befinden sich auf der Rückseite noch einmal 256 LEDs, die spiegelverkehrt die Geschehnisse der Vorderseite übermitteln.

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Die Funktionstasten

Mit den bereits erwähnten L/R 1-5 Tasten auf beiden Seiten des Rahmens ruft man alle wichtigen Funktionen auf. Das LED-Feld passt darauf hin die Anzeige an und ermöglicht die Eingabe der entsprechenden Werte. Alle Funktionen lassen sich bei laufendem Sequencer aufrufen und verändern. Mitunter sind nur grobe Eingaben möglich, dann kann man über das Jog-Rad bei gehaltener L/R-Taste den Wert noch feinjustieren. Die Tasten auf der linken Seite beziehen sich auf den aktiven Layer, auf der rechten Seite sind es Block-bezogene Funktionen.

L1 dient zur Soundanwahl. Den 256 Tasten ist jeweils ein Preset zugeordnet. Da die Sounds eher grob sortiert sind, bedarf es einiger Einarbeitungszeit, bis man sich zielsicher einen bestimmten Sound aus der Matrix rauspickt. Die gezielte Anwahl wird auch dadurch erschwert, dass es in der Matrix außer sehr dezenten Linien keine optische Orientierungshilfe gibt. Über L2 lässt sich die Notenlänge beeinflussen. Normalerweise arbeitet das Tenori-On mit 16tel Noten, hier kann man über Release die Noten länger (bis knapp 10 Sekunden) ausklingen lassen. Allerdings bezieht sich das auf alle Noten des Layers gleichermaßen. Nur über den Umweg von zwei oder mehr Layern mit unterschiedlichen L2-Werten kann man eine Sequenz mit verschiedenen Notenlängen erzeugen, was jedoch ein wenig umständlich ist. Über L3 kann die Oktavlage des Layers um ±5 Oktaven verschoben werden. Es wird jedoch nur immer innerhalb dieser Oktavlage gearbeitet. Noten aus Oktave -3 und +2 im gleichen Layer zu verwenden ist nicht möglich. Mit L4 werden Start- und Endpunkt des Layers gesetzt. Das ist mit einem Analog-Sequencer vergleichbar und erlaubt die Verkürzung einer Sequenz. So lässt sich ein rhythmischer Versatz zwischen Layern leicht erzielen. Diese Funktion ist jedoch nicht bei allen Modes (s. u.) verfügbar. Auch die Funktion L5 scheint von Analog-Sequencern inspiriert zu sein. Hier wird nämlich die Clock-Teilung verändert. Aus den 16tel werden 32tel bzw. 8tel oder 4tel, womit man ebenfalls die Rhythmik der grundsätzlich eintaktigen Layer erweitern kann.

Über R1 wechselt man die Spuren und damit auch die Programmier-Modes. Mit R2 wird das Tempo (40 bis 240 BPM) festgelegt und mit R3 eine globale Transponierung (±8 Halbtöne) ausgeführt. R4 wandelt die LED-Matrix in ein Mischpult, auf dem die 16 Layer in der Lautstärke geregelt werden. Drückt man die LEDs der linken Reihe, werden die jeweiligen Layer gemutet. Eine entsprechende Solo-Funktion gibt es aber nicht. Über R5 wechselt man schließlich die Blocks, was sofort ausgeführt wird. Man kann also problemlos einen Break-Block auch innerhalb eines laufenden Patterns aufrufen.

Die Modes des TENORI ON

Kommen wir zum Kernstück des Tenori-Ons. Die Art und Weise, wie man Sequenzen programmiert bzw. einspielt, sind der Dreh- und Angelpunkt, hier zeigt sich der besondere Ansatz des Instrumentes. Werksseitig sind die Modes bestimmten Layern zugeordnet, jedoch kann diese Zuordnung über den Advanced Mode, der bei unserem Testgerät bereits aktiviert war, nach eigenem Gusto umgestaltet werden.

Score-Mode

Der Score-Mode dürfte jedem vertraut sein. Es handelt sich um eine Lauflichtprogrammierung (nie war diese Bezeichnung zutreffender!) jedoch mit 16 Tonhöhen pro Layer. In Software-Sequencern entspricht das dem Key-Edit. Die 16 Tonhöhen können über verschiedene Skalen definiert werden, was dann jedoch global für alle Layer und Blocks gilt. Mit diesem Mode arbeitet man recht fix und er eignet sich für Melodien und Chords gleichermaßen. Was mir hier jedoch fehlt, sind weitere Play-Modes, die man von Step-Sequencern her kennt, etwa rückwärts und pendeln.

Random Mode

Der Random-Mode ist etwas irreführend bezeichnet. Denn dieser Mode arbeitet nach festen Regeln. Drückt man eine Taste, erklingt diese Note im durchgehenden 16tel. Drückt man nun eine zweite Taste, wandert die Note hin und her. Handelt es sich um eine direkt benachbarte Note, spielen diese beiden nun abwechselnd im 16tel. Liegt eine Taste dazwischen, entspricht das einer Pause und die beiden Noten spielen ein 8tel-Muster. So kann man nach und nach mehr Noten aktivieren und der Sequencer läuft sie brav der chronologischen Reihenfolge nach ab. Hat man eine ungerade Anzahl von Noten oder unregelmäßige Abstände, kommt es natürlich zu einem rhythmischen Versatz zu den anderen Layern. Mit Rotate kommt dann noch ein Element ins Spiel, das anscheinend zufällige Ergebnisse erzeugt, aber eigentlich nur der Logik folgt. Mit L4, das hier nicht die Loop-Länge definiert, kann man die konstruierte Figur rotieren lassen. Nun läuft der Sequencer zwar weiter die Figur ab, jedoch erklingt aufgrund der veränderten Lage eine andere Note bei diesem Step. Um das Prinzip zu verstehen, lässt man am besten eine einfache Drei-Punkte-Sequenz mit größeren Abständen laufen und beobachtet dann die Rotation. Leider scheint hier noch ein Bug zu sitzen. Setzt man mit dem Clear-Button eine rotierende Figur zurück, werden nur die Noten, nicht aber die Ablaufbewegung gelöscht. Will man eine neue Figur programmieren, muss man die Rotation treffen, was kaum gelingt.

Draw-Mode

Malen nach Zahlen mit dem Draw-Mode. Einfach mit dem Finger über die LED-Matrix streichen und schon saust der Lichtpunkt wie Zini aus „Spaß am Dienstag“ über das Tenori-On. Die so eingegebenen Figuren sind sofort aufgezeichnet und werden bei jedem Pattern-Durchlauf wieder gespielt. Zuerst neigt man selbstverständlich dazu, den ganzen „Bildschirm“ voll zu malen, aber dies führt nur optisch zu schicken Ergebnissen. Trotz der verschiedenen Skalen ist das akustische Ergebnis nicht immer harmonisch sinnvoll, speziell wenn andere Layer schon Melodien spielen. Bei angemessener Dosierung hingegen kann man diesen Mode aber gut einsetzen. Es gibt zwar keine Angaben dazu, mit welcher Quantisierung die Finger-Slides aufgenommen werden, es ist jedoch höher als das 16tel Raster. Man hat den Eindruck einer unquantisierten Aufnahme. Als Nebeneffekt ermöglicht Draw auch Realtime-Recording für einzelne Noten, was das Step-orientierte Tenori-On sonst nicht bietet.

Bounce-Mode

Der Bounce-Mode liefert gleich den nächsten Flashback, nämlich Telespiele. Hier lässt man Lichtpunkte vertikal springen, die dann abhängig von der Fallhöhe rhythmische Töne fabrizieren. Man kann auf bis zu 16 Tonhöhen die Bälle mit unterschiedlichem Timing dropsen. Auch hier hängt es wie beim Random-Mode von der Kombination verschiedener Weglängen ab, ob man gerade Muster oder polyrhythmische Strukturen erhält. Streicht man mit dem Finger quer über die LEDs, fallen die Noten wie ein Arpeggio. Dieses wiederum lässt sich aufbrechen, indem man einzelne Noten löscht oder per Reset neu einstartet. Man kann auch ein Drumset mit Bounce betreiben. Bassdrum im 4tel, HiHat im 8tel, Percussion triolisch usw. Die Noten fallen zwar synchron zum gewählten Tempo, jedoch ist der Einstartpunkt nicht quantisiert. Außerdem lässt man die Noten auf den Und-Zählzeiten fallen und der Ton erklingt erst beim Auftreffen auf der Unterkante. Mit ein wenig Übung klappt es allerdings und wie beim Draw-Mode ist hier weniger oft mehr.

Und Push-Mode

Bis hierher erzeugen die Modes Staccatos bzw. Arpeggio-hafte Sequenzen. Für gebundene oder gehaltene Töne eignen sich diese Modes nicht. Dafür ist Push zuständig. Man hält einfach eine oder mehrere Tasten etwas länger gedrückt und der Sound erklingt nun permanent. Allerdings nicht statisch, sondern mit stetiger Modulation. Es lassen sich schöne Cluster erzeugen, denen nur die 32-stimmige Polyphonie irgendwann Grenzen setzt. Eine kleine Besonderheit ist der Soundwechsel während des Spielens. Da die Noten gehalten bleiben, kann man im gleichen Layer nacheinander verschiedene Sounds für neue Noten verwenden. Allerdings wird nach Start/Stopp des Sequencers der letzte Sound von allen Noten gespielt. Dieser Trick funktioniert also nur live, aber nicht beim Speichern.

Layer

Hat man Layer für Layer seine Sequenzen gebastelt, möchte man vielleicht auch ein bisschen dazu improvisieren oder längere Melodiepassagen live spielen. Mit Solo geht das. Man drückt einfach am unteren Rand die Tasten wie am Keyboard, nur dass es hier keine optische Orientierung gibt. Der Solo-Mode kann aber auch mehr. Spielt man über die Tasten am oberen Ende, werden die Noten rhythmisch getriggert. Jede Taste zum unteren Ende hin entspricht einem größeren Notenabstand. Man kann z. B. 8tel und 4tel fix miteinander kombinieren und wechseln, ohne dafür eine Sequenz programmieren zu müssen. Wie alle Modes ist auch Solo nur bei laufendem Sequencer spielbar.

Auf derTenori-On Websitegibt es Videos, in denen die Modes anschaulich vorgestellt werden.

Ein Kunstobjekt aus Licht

Ein nicht unwesentlicher Aspekt des Tenori-Ons ist die visuelle Darstellung der Sequenzen. In der einfachsten Form blicken die Step-LEDs normal auf, ähnlich der Lauflichtprogrammierung von Groove-Boxen oder Drum-Maschinen. Pro Layer lässt sich jedoch eine eigene, kleine Animation der Steps einstellen, wenn sie gespielt werden. Um die betreffenden Steps leuchten dann die benachbarten LEDs mit auf. Dafür lassen sich Form, Größe und Richtung der Mini-Lightshow definieren. Es gibt Quadrat, Kreis, Rombus und Kreuz, die über nur wenige LEDs oder die gesamte Oberfläche „wachsen“ oder in sich zusammenfallen können. Die Animationen sind nicht nur vom aktuell gewählten, sondern auch die der anderen Layer zu sehen. Mit zunehmender Notendichte entsteht ein Lichtfeuerwerk, dem man einfach nur hypnotisiert zusehen mag. Und hier offenbart sich auch Sinn und Zweck der rückseitigen LEDs. Bei einer Performance bekommt das Publikum einiges zu sehen. Allerdings dürfte es dem durchschnittlichen Konzertbesucher ein Rätsel bleiben, was das Geblinke nun genau mit der Musik zu tun hat. Auch andere visuelle Instrumente wie AudioCubes, Rectable oder Monome haben dieses Problem, aber immerhin gibt es im Gegensatz zu Laptop- oder DJ-Performences aber etwas zu gucken. Natürlich funktioniert die Tenori-On Lightshow nur bis zu einer gewissen Raumgröße. Bei größeren Lokalitäten muss man dann mit Kamera, Beamer und Leinwand arbeiten, was ja heutzutage kein allzu großes Problem darstellt.
Die Animation sieht nicht nur schön aus, sie kann auch zur Orientierung genutzt werden. Wenn man den Layern und Modes jeweils unterschiedliche Animationen zuordnet, kann man schneller lokalisieren, in welchem Layer eine bestimmte Note/Melodie sitzt. Für die schnelle Lautstärkeanpassung im Live-Einsatz kann das eine praktische Hilfe sein.

Die Klänge des TENORI ON

Wie eingangs erwähnt, ist die Klangerzeugung ein simpler Sample-Player ohne Edit-Möglichkeiten (von Release mit L2 mal abgesehen). Bei der Auswahl der Preset-Klänge war man leider nicht ganz so mutig wie beim restlichen Konzept des Tenori-Ons. Da die meisten Modes für perkussive Sequenzen ausgelegt sind, sind auch entsprechende Klänge zu Genüge vertreten. Einfache Synthsounds, oft kurze Plings und Clongs, die teilweise an alte Computerspiele erinnern, Glockenähnliches und ein paar Ethnoklänge funktionieren noch am besten, eine Reihe softer Pad-Sounds für Push und Solo ebenso. Standard-GM-Sounds à la Fagott, Cello oder Klavier hingegen scheinen nicht wirklich zu diesem Instrument zu passen. Leider sind auch die Drumkits viel zu zahm. Glücklicherweise ist es möglich, eigene Samples in das Tenori-On zu laden. Zwar haben nur kurze Sounds von max. 0,97 Sekunden Platz und es können nur 3 Bänke à 16 Samples geladen werden, aber für ein ordentliches Drumkit und individuelle Synth- und FX-Sounds reicht das.
Eigene Soundbänke erstellt man mit der beiliegenden Software, die ein entsprechendes File aus den geladenen Samples generiert. Dieses File überträgt man anschließend via SD-Card ins Tenori-On. Ein Card-Reader am Rechner ist also Pflicht.

Der Spielspaß

Man mache es sich auf der Couch bequem und nehme das Tenori-On in die Hand. Eine kleine Basissequenz im Score-Mode eingetippt, mal sehen, was beim rotierendem Random rauskommt oder passen hüpfende Bounce-Bälle besser dazu, dann noch ein kleiner Rhythmus dazu – schon hat man eine Groove-Idee umgesetzt. Dabei ergibt sich vieles aus dem Zusammenwirken von gezielter Programmierung, einfachem Rumprobieren und Zufällen. Ebenso ist das geschickte Kombinieren der verschiedenen Stärken der einzelnen Modes ausschlaggebend. Der visuelle Aspekt darf dabei nicht unterschätzt werden, ohne die kleinen Animationen würde das Tenori-On kaum halb so viel Spaß machen. Ich hab es während der Testzeit oft mal zwischendurch zur Hand genommen und einfach drauflos getippt, ohne eine konkrete Vorstellung vom „Ziel“ gehabt zu haben. Das Spielen an sich hat hier einen hohen Stellenwert – das Endergebnis natürlich auch. Mit dem Tenori-On kann man prima Ideen und Loops entwickeln, ohne dass man Computer, Host und Plug-ins hochfahren muss. Leider lassen sich die entwickelten Ideen nur konventionell ins eigene Setup übertragen. MIDI-Sync und Audio-Out sind der einzige Weg, da es weder USB noch die Möglichkeit gibt, die Sequenzen zu rendern, um sie per SD-Card zu exportieren.
Das Tenori-On ist natürlich auch für den Live-Einsatz konzipiert worden. Allerdings darf man in diesem Instrument keine All-in-one-Lösung sehen. Seine Möglichkeiten sind trotz allem beschränkt. Der Sequencer kann nur Noten triggern, aber keine Controller. Es werden auch weder gebundene Töne, noch nicht einmal Velocity-Daten erzeugt. Im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten wird sich wohl hauptsächlich auf die Synchronisation beschränken. Vorstellbar ist es natürlich, mit einem MIDI-Event-Converter die Sequenzen des Tenori-On in Controller-Daten zu wandeln, um etwa Filter oder andere Funktionen eines externen Synthesizers zu steuern. Grundsätzlich ist das Tenori-On aber als Solo-Instrument ausgelegt, mit dem man zu entwickelten Sequenzen improvisieren kann. In diesem Bereich zeigt es sich dann auch am stärksten.

Die Klangbeispiele des Synthesizers

Da der visuelle Aspekt des Tenori-Ons essentiell ist, geben die Klangbeispiele nur ein unvollständiges Bild wieder. Ich empfehle daher, sich die Videos auf der Tenori-On Website anzuschauen. Außerdem findet man auf YouTube eine ganze Reihe Clips von Künstlern, die ein Exemplar der erste Serie bereits besitzen. Zu den Beispielen: Groovebox – kurzes Block-Jamming mit vorprogrammierten Patterns, Grooves – Kombinationen diverser Modes, Score – im Score-Mode aus vier Noten ein polyphones Pattern live entwickelt, Scales – anhand dieses Patterns die verschiedenen Skalen aufgerufen.

Das Yamaha TENORI ON YouTube

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Author: Velia Krajcik

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